Wieder so ein Satz, über den ich stolpere, über den ich nicht hinweglesen kann: "Das Interesse an Führung ist gering. Denn Führung heißt auch Verantwortung für andere." In dem Beitrag von Kienbaum ging es um Mitarbeiter, die ihr Potenzial nicht nutzen bzw. deren Potenzial nicht genutzt wird. Und da soll es doch "Potenzialträger" geben, die "aus Gründen persönlicher Planung eine Fachlaufbahn gegenüber der Führungslaufbahnen" bevorzugen. Na ist das zu glauben?
Mir fällt ein Beispiel aus alten Tagen ein. Schauplatz: Ein Assessment Center. Ein Teilnehmer, der zwar etwas zurückhaltend, aber wohltuend sachlich war, im richtigen Moment die entscheidenden Beiträge brachte und auch in den Einzelpräsentationen die Beobachter überzeugen konnte, erhielt am Ende eine positive Rückmeldung. Man könne sich vorstellen, ihm eine Führungsaufgabe anzuvertrauen, er habe das Zeug dazu, wenn er nur noch ein wenig mehr Führungsanspruch zeigen würde.
Seine Reaktion: Er freute sich sichtlich, aber schüttelte dann den Kopf und meinte, er würde sich sehr wohl fühlen in seiner derzeitigen Aufgabe. Er sei gerne Entwickler, ihm mache die Arbeit mit den Forschern Spaß und er könne sich nur schlecht vorstellen, seine Zeit in Meetings und mit Koordinationsaufgaben zu verbringen. Er bedankte sich für die positive Beurteilung, aber bat anschließend geradezu darum, ihn in seiner Funktion zu belassen.
Ich frage mich, wer mehr Verantwortungsgefühl zeigt: Derjenige mit "Führungsanspruch", der nach dieser Rolle strebt, oder derjenige, der seinen Platz kennt und sich und zukünftigen Mitarbeitern diese Rolle nicht zumuten will...
Rezension zum Thema:
Mittelstand gibt sich optimistisch, Personalwirtschaft 1/2010
Dienstag, 16. März 2010
Sich vor der Verantwortung drücken?
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1 Kommentar:
lieber guter zweiter wie schlechter erster
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