Dienstag, 9. Februar 2010

Hintergrundrecherchen im Netz?

Das Szenario ist ja gar nicht so unrealistisch. Sie haben Ihren Abschluss in der Tasche, sich für eine interessante Stelle beworben und sind auf dem besten Weg, den ersten Karriereschritt zu tun. Doch plötzlich winkt der vermeintlich neue Arbeitgeber ab - kein Interesse mehr. Natürlich bekommen Sie nur zu hören, dass andere Bewerber qualifizierter waren und können nun rätseln, woran es gelegen haben mag.

Was Sie nicht erfahren: Da hat jemand im Internet ein sogenanntes "Background-Checking" in Auftrag gegeben und dabei stolperte man über Äußerungen von Ihnen in Foren, in denen Sie sich abfällig über bestimmte Unternehmen äußerten. Oder über Fotos der Abiturfeier, die wenig vorteilhaft waren. Absurd?

Geht ja gar nicht, mögen nun die rechtlich Bewanderten einwerfen. Da werden unzulässige Informationen genutzt, die Persönlichkeitsrechte verletzt, der Datenschutz mit Füßen getreten usw. Hilft aber alles nichts. Selbst wenn der Personaler auf solche Recherchen verzichtet - die zukünftigen Kollegen werden schon fündig, deren Suche über Google wird niemand verhindern. Da bleibt nur der Tipp, sich genau zu überlegen, was man über sich im Internet veröffentlicht. Auch wenn der Rat nicht schaden kann - ist das wirklich ein so großes Problem?

Eine kleine Untersuchung hat ergeben, dass gerade mal 2% der Informationen überhaupt einstellungsrelevant sind. Wer interessiert sich schon für Hobbys, Lieblingsband oder Urlaubsträume? Und selbst wenn man im Internet Bedeutsames über einen Menschen erfährt - ist das nicht schon immer so gewesen? Weiß ich denn, was jemand über mich bei anderen erzählt? Hat nicht das Internet dem gegenüber einen gewaltigen Vorteil? Nämlich den, dass ich zumindest die Chance habe, über genau die gleichen Informationen zu verfügen.

Mehr noch: Umgekehrt erfahre ich heute wahrscheinlich viel mehr über einen potenziellen Arbeitgeber, als diesem lieb ist.
Wenn Ihnen also jemand anbietet, für viel Geld das Internet von schädlichen Informationen über Sie zu säubern, winken Sie ruhig ab.

Rezension zum Thema:
Mitarbeiter als Freizeit-Paparazzi, Personalmagazin 12/2009

1 Kommentar:

Fritz Horsthemke hat gesagt…

Lieber Herr Thönneßen,

ich gebe Ihnen Recht. Was soll´s und vielleicht ist es besser so, dann dort nicht zu landen. Wenn das Unternehmen davon seine Entscheidungen abhängig macht, wird es sich wahrscheinlich auch in bestimmter Weise im Arbeitsalltag auswirken.

Deshalb könnte es auch gut sein, sein eigenes Profil im Internet zu schärfen. So bin ich auch nur für bestimmte Unternehmen interessant. Wie wäre es sich gleich mit den entsprechenden Links zu bewerben.

Vielleicht ändert es sich in ein paar Jahren, wenn Arbeitnehmer angeblich knapp werden sollen.

schönen Gruß

Fritz Horsthemke