Um das vorweg zu schicken: Ich bin sehr vorsichtig, was Persönlichkeitstests angeht, erst recht, wenn sie als Ergebnis den Probanden bestimmten Typen zuordnen. Von wegen Schubladendenken, Vereinfachung und Stigmatisierung. Plötzlich gilt man als roter oder blauer Typ, als dominant oder gewissenhaft, als intro- oder extravertiert und für alle möglichen Aufgaben nicht mehr geeignet. Die Eignung oder fehlende Eignung mag zwar viel mit der Persönlichkeit zu tun haben, sie aber auf einen Typen zu reduzieren, dürfte Menschen selten gerecht werden.
Soweit teile ich die Kritik an "Typentests" und war ganz neugierig, als ich in einer Beilage der Financial Times Deutschland einen Beitrag über solche Tests las. Wissenschaftlern stünden die Haare zu Berge, hieß es dort. Und weiter über das HBDI (Herrmann Brain Dominance Instrument) - das ich nicht kenne - "Kein Wunder, dass HBDI bei einer Untersuchung von 23 Persönlichkeitstests durch die Stiftung Warentest auf dem vorletzten Platz landete."
Nanu, dachte ich, die Stiftung Warentest hat Persönlichkeitstests unter die Lupe genommen? Da hätte ich gerne gewusst, wie denn die mir bekannten Verfahren abgeschnitten haben. Ein MWonline-Leser schickte mir den Titel des Beitrags, es ging um Online-Tests zur Selbsteinschätzung. Das klang schon anders. Ich investierte 2 Euro und lud mir den Beitrag herunter. Erste Überraschung: Er stammt von März 2007, ein alter Hut also schon, und heißt: Eignungsprüfung im Netz. In der Tat wurden hier 23 Tests analysiert und bewertet, doch dann die zweite Überraschung: Es sind bei Weitem nicht nur Persönlichkeitstests, sondern auch Berufsinteressentests, Berufseignungstests und sogar ein "Fähigkeitentest".
Als nächstes staunte ich, dass die 23 Tests in 9 Tests für Jugendliche und 14 für Erwachsene unterteilt wurden - da konnte gar kein Verfahren den vorletzten Platz unter 23 belegen. Die Krönung aber ist: Der HBDI wird zwar als vorletzter Test aufgeführt, aber er schneidet mit der Note "befriedigend" besser ab als fünf andere Tests. Der Grund, warum er weiter hinten gelistet ist, wird auch erklärt: "Die Angebote von Herrmann Internation Deutschland ... umfassen zusätzlich zum Test eine persönliche Beratung. Sie sind daher nur bedingt mit den übrigen Tests vergleichbar. Deshalb haben wir sie in der Tabelle abgesetzt."
Noch einmal: Ich bin nach wie vor solchen Verfahren gegenüber sehr vorsichtig. Aber so wie in dem Beitrag der FTD mit Zitaten umgegangen wird, ist schlechter Journalismus. Da drängt sich der Verdacht auf, dass es gar nicht um eine kritische Bewertung geht. Worum dann?
Rezension zum Thema:
Beliebt, aber umstritten, Financial Times Deutschland vom 21.9.2009
Mittwoch, 28. Oktober 2009
Persönlichkeitstests und Journalismus
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