Mittwoch, 21. Oktober 2009

Die Beziehung zum Vorgesetzten

Eigentlich bin ich es leid, die 500. Studie zum idealen Führungsverhalten zu lesen. Und tue es doch immer wieder. Vielleicht hoffe ich ja darauf, dass eines Tages jemand nachweist, dass Organisationen auch ohne Führung funktionieren und daher alle Ratgeber und Studien ab sofort überflüssig sind. Ein Scherz, keine Sorge, das Thema wird ein Dauerbrenner bleiben.

Die Universität Münster hat Mitarbeiter befragt, oder besser: Sie hat ihnen einen Fragebogen vorgelegt, mit dem sie

a) Verhaltensweisen ihres Vorgesetzten nach Häufigkeit,
b) sich selbst bezüglich ihrer Leistung, ihrer Zufriedenheit und ihrer Bindung zum Unternehmen einschätzen sollten.

Die Verhaltensweisen des Vorgesetzten im Fragebogen orientierten sich an bekannten Führungsstilen. Da gab es den transformalen, den transaktionalen, den ethischen, den aufgabenorientierten, den mitarbeiterorientierten usw.
Die Hypthese lautete: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Führungsstilen und der Leistung, der Zufriedenheit und der Bindung zum Unternehmen. Und tatsächlich kam genau das auch heraus. Den höchsten Zusammenhang zu allen drei "Erfolgskriterien" hatte der Führungsstil "Austauschbeziehung". Darunter ist zu verstehen, dass der Vorgesetzte vor allem Wert auf eine positive, authentische Beziehung zum Mitarbeiter legt. Ist das der Fall, dann stimmen auch Leistung, Zufriedenheit und Bindung.

Weitere Zusammenhänge gab es zur transformationalen Führung (hier geht es um Visionen und Change Orientierung) und zur ethischen Führung.

Wunderbar, denke ich. Da hätten wir also endlich den Beleg dafür, dass erfolgreiche Führung etwas mit der zwischenmenschlichen Beziehung zu tun hat. Da möchte ich am liebsten alle Zweifel an dem Aufbau solcher Studien beiseite schieben. Z.B. die Frage, ob Mitarbeiter, die die Beziehung zu ihrem Vorgesetzten positiv beschreiben, nicht zwangsläufig auch mit sich und ihrer Leistung zufrieden sind. Oder umgekehrt: Wer seine Aufgabe nicht mag, mit seiner Arbeit nicht zufrieden ist und keine Leistung bringt - kann so jemand gleichzeitig eine positive Austauschbeziehung zu seinem Chef haben?

Und gleichzeitig denke ich nicht zum ersten Mal: Wie banal. Stimmt die Chemie, stimmt alles andere auch. Wer hätte es gedacht...

Rezension zum Thema:
Eine Frage des Stils, Personalmagazin 8/2009

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das ist spannend und hilfreich. In Trainings geht es ja oftmals darum, Führungskräften Argumente zu unterbreiten, die sie zu einem Überdenken ihres Führungsstils bringen. Das Studienergebnis ist sicher solch ein Argument.
Frage: Wo sind denn die Ergebnisse der anderen 500 Studien?

Johannes hat gesagt…

Hallo,

ob Umfrageergebnisse im Seminar wirklich als Argument helfen, Teilnehmer vom Sinn eines bestimmten Führungsverhaltens zu üeberzeugen? Da bin ich eher skeptisch. Mag sein, dass es ein wenig Sicherheit gibt.

Und die "500" halte ich nicht für übertrieben - ich glaube, Umfragen zum Thema "Richtig führen" und entsprechende Veröffentlichugen gibt es wie Sand am Meer. Selten mit neuen Erkenntnissen.
Die besseren Beiträge zu dem Thema finden Sie bei MWonline unter http://mwonline.de/online/themen/4/Themenliste+Zeitschriften/F%FChrung.html

Johannes Thönneßen

Anonym hat gesagt…

ich finde ihren blog sehr umfangreich und spannden. schade jedoch, dass sie sich noch nicht mit dem Thema "internes Beziehungsmanagement" beschäftigt haben.

Johannes hat gesagt…

Hallo,

internes Beziehungsmanagement - der Begriff ist für mich wenig "greifbar". Aber wer weiß - ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren. Und wenn mal irgendwo ein Artikel zu dem Thema erscheint, der mich motiviert, dann ist es schon möglich.