Sonntag, 10. Februar 2008

Werte managen?

Die Geschichte mit den Unternehmensleitbildern war mir immer äußerst suspekt. Da sollte sich das Top-Management - von Beratern unterstützt - auf eine begrenzte Anzahl von Unternehmenswerten einigen, die sodann "implementiert" wurden. Als ob man Menschen Werte verordnen kann. Die Leitbilder führten zu enttäuschten Erwartungen und später zu Spott und Zynismus. Warum? Weil der Ansatz an sich falsch ist.
Ein Unternehmen steht für bestimmte Werte, das ist wahr. Es sind die Werte derjenigen, die das Unternehmen tragen. Wer glaubt, einfach neue Werte "entwickeln", "verkünden" und "einführen" zu können, unterschätzt die Kraft der Werte, nach denen die Menschen tatsächlich handeln.

Werte-Rondell

Nun überraschte mich ein Beitrag zu einem Vorgehen der Deutschen Bahn. Dort gibt es ein Leadership-Programm, in dem eben keine Unternehmenswerte vorgegeben und dann "eingepflanzt" werden. Die in den Kursen versammelten Führungskräfte erarbeiten ihre persönlichen Werte und reflektieren sie. Sie enden schließlich bei einem zentralen Wert, der ihr Verhalten steuert, und dieser wird in dicke Bohlen im "Werte-Rondell" geschnitzt.
Die Reflexion dieser individuellen Werte sorgt für eine bewusstere Führung und macht deutlich, welche Werte im Unternehmen das Verhalten steuern. Ob es dort auch "Wertevorgaben von oben" gibt, weiß ich nicht, es wäre angesichts dieses Vorgehens nicht logisch.

Ähnlich bin ich schon häufig in Führungstrainings vorgegangen, und es ist mitunter verblüffend, wie sehr sich die inidividuellen Werte der Führungskräften von denen unterscheiden, die in den Leitlinien der Unternehmen veröffentlich werden. Noch interessanter ist es, junge Menschen mit ihren Werten zu konfrontieren, wie wir es in der Juniormanagement School im Modul "Motivation und Werte" tun. Aber das ist eine andere Geschichte.

Rezension zum Thema:
Orientierung bei Veränderungen, Personalwirtschaft 10/2007

Keine Kommentare: