Dienstag, 22. Januar 2008

Schöne Menschen haben mehr Erfolg

Gelesen hatte ich es schon häufiger, aber noch nicht so geballt. Eine ganze Reihe von Beweisen zur Untermauerung dieser Aussage finden sich in der Brand eins 12/2007. Schon Kinder lächeln schöne Menschen eher an, attraktive Menschen werden eher eingestellt und befördert (und vor Gericht milder beurteilt), große Männer finden sich häufiger in Top-Positionen.

Schluck. Ein Blick in den Spiegel genügt also, um seine Aussichten auf Erfolg einschätzen zu können. Nein, möchte man ausrufen, Blödsinn. Es kann doch nicht sein, dass das Aussehen eine so große Rolle spielt! Wie primitiv funktioniert der Mensch eigentlich? Und wie ungerecht! Aber was hilft es, wenn's doch so ist. Also auf zum Schönheitschirurgen? In Sachen Körpergröße nutzt das herzlich wenig. Sich in sein Schicksal fügen? Oder all die Deppen, die auf schöne Menschen reinfallen, aufklären über ihre Verblendung?

Kann man natürlich probieren, aber vielleicht gibt es ja noch anderen Umgang mit dem Phänomen. Man könnte es ja auch mal so betrachten: Menschen, die optimistisch sind, haben es leichter im Leben. Menschen, denen es leicht fällt, neue Sprachen zu lernen, haben es leichter. Menschen, die Small Talk mögen, haben es leichter. Und erst recht Menschen, die aus priviligierten Schichten stammen. Oh wie ungerecht.

Es ist nun mal so: Bestimmte Eigenschaften verschaffen einem eher Zugang zu begehrten Aufgaben und Positionen als andere. Und wenn wir mit diesen gesegnet sind - fein. Wenn nicht, dann müssen wir uns eben überlegen, welche anderen Fähigkeiten wir haben, um uns interessant zu machen. Wetten, Ihnen fallen auf Anhieb kleine, aber sehr erfolgreiche Manager ein? Oder, um es vorsichtig auszudrücken, weniger attraktive Menschen, die es zu Ruhm und Ehren gebracht haben? Also: Was ist so bemerkenswert daran, dass sich "schöne Menschen" weniger anstrengen müssen?

Unser Rezensent Roland Kopp-Wichmann hat das Thema übrigens in seinem Blog auch aufgegriffen und einige interessante Links dazu entdeckt.

Rezension zum Thema:
Schönheit hilft, Brand eins 12/2007
Die Gnade der richtigen Geburt, Financial Times Deutschland 7.12.2007

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Was daran interessant ist? Interessant daran ist, dass die Menschen, die andere auf Führungspositionen befördern, sich mindestens so sehr von Äußerlichkeiten wie von Kompetenz und Leistungseigenschaften bei ihren Kandidaten beeinflussen lassen. Damit gerät die gesamte Leistungsideologie ad absurdum, die ja wiederum zur Begründung sowohl der Personalauswahl ("der/die ist eben besser") als auch der Entlohnung ("Wer mehr leistet, bekommt auch mehr") herangezogen wird. Und nun lernen wir praktisch: Wer schöner ist, bekommt mehr Macht und mehr Geld; ob er es leistungsmäßig verdient hat oder nicht.
Doch, das ist interessant, weil es ein weiteres Argument ist, um eine komplette, allüberall aus voller Brust vorgetragene Wirtschaftsideologie als das zu entlarven was sie ist: eben bestenfalls eine aus Gewohnheit beibehaltene Ideologie. Soll/darf das sein in einer sich als demokratisch und sozial konstituierenden Gesellschaft?